Weihnachtskonzert des Grimmelshausen-Gymnasiums in der Evangelischen Stadtkirche
Am 19. Dezember war es endlich wieder so weit. Die evangelische Stadtkirche öffnete ihre Pforten für das Weihnachtskonzert des Grimmelshausen-Gymnasiums. Und so kalt es auch trotz aller Heizbemühungen war, die jungen Musikerinnen und Musiker wärmten mit ihren Klängen unsere Herzen.
Philipp Wink eröffnete mit Marcel Duprés dramatischem Sortie (op.62, 3) und einem beeindruckenden Orgelspiel das Konzert. Ein ernsterer Ton stimmte also den Abend ein und daran schloss auch die Rede des stellvertretenden Schulleiters Christian Haist an. Er stellte die Frage, ob uns in diesen Zeiten zum Feiern zumute ist – angesichts der Konflikte und Kriege in der Welt, angesichts der Tragödie, welche vor kurzem die ganze Offenburger Schulgemeinschaft heimgesucht hatte. Wir dürfen nicht verzagen, war seine Antwort, sondern ganz im Gegenteil: Wir brauchen Engagement, wir brauchen die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung und wir sollen, so der Schlussappell, zum „Mitschöpfer unserer Gesellschaft“ werden.
Und genau dies stellten alle Mitwirkenden unter Beweis. Sie wurden zu Schöpfern eines unvergesslichen Abends: Sei es die Unterstufen-Combo unter der Leitung von Andreas Rückert, denen im Zusammenspiel mit Philipp Wink an der Orgel eine wunderbar sphärische Interpretation von „O Heiland reiß die Himmel auf“gelang. Eine Interpretation, die den Spagat zwischen Moderne und Barocker Musik wagte und ein wenig an „Emerson, Lake and Palmer“ erinnerte. Oder sei es das Unterstufen-Ensemble unter der Leitung von Angela Bruder-May, das mit schönen Flötenklängen sowie Cello, Geige und Klavier ganz besonders Händels Gavotte so träumerisch und feierlich in den Raum hauchte. Hier zeigten die jüngsten Instrumentalisten des Grimmels, dass wir noch viel von ihnen erhoffen dürfen.
Anschließend folgte der Basiskurs Musik der Jahrgangsstufe 2, der den Bogen vom barocken Kanon zum Swing spannte, ehe das erste Mal der Chor unter der Leitung von Erwin Meyer auftrat, und fröhlich beschwingt den heiteren Ton der J2 weitertrug. Der junge Chor bestach mit einer tollen Akzentuierung, mit gekonnten Wechseln aus zarten und kraftvollen Tönen und mit Solisten, die mit ihren so eindringlichen und klaren Stimmen dafür sorgten, dass man im gebannten Raum eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Zwischen den Chorstücken wagten Bläser und Orgel ein ungewohntes Zusammenspiel, Dubois Marche triomphale, der auch tatsächlich – wie es der Titel verspricht – mit einem triumphalen Ende schloss. Das Stück reihte sich ein in eine Vielzahl internationaler, aber vor allem auch französischer Stücke. Und so konnte man das Konzert auch als ein Zeichen deutsch-französischer Freundschaft lesen, die seit vielen Jahren am Grimmels gepflegt wird.
Auch die Big-Band hatte unter Andreas Rückert einen großartigen Auftritt: James Bond jagt Dr. No durch einen ukrainischen Glockenchoral! Darauf muss man erst einmal kommen. Ein satter Sound über einem erstklassigen Arrangement, klar und präzise gespielt, dazu wieder einmal super Solisten. Was will man mehr?
Vielleicht eine Vereinigung aus Chor, Lehrerchor und Big-Band? Et voilà. Und die Musiker ließen vom ersten Stück an keine Zweifel aufkommen, dass jetzt nochmal richtig eingeheizt werden würde. Zuerst der Gospel Amen, dann Power von Myrna Summers, dessen Umsetzung dem Titel alle Ehre machte und schließlich das vorläufige Finale mit Come let us sing mit stakkatoartigen Bläsern und kraftvoll aufsingendem Chor. Das Publikum zahlte es mit starkem Applaus zurück.
Zum krönenden Abschluss trat nun endlich auch das Orchester unter der Leitung von Angela Bruder-May zusammen mit dem Chor auf. Von tiefen, langsam wandelnden Tönen getragen schwangen sich die Sänger bei Adolphe Adams Cantique de Noël mit ihren wunderbar hellen Stimmen zu den höchsten Tönen bis zum Himmel auf und ließen alle in der Kirche Versammelten von Weihnacht träumen.
Abgeschlossen wurde dieser wunderbare Abend schließlich mit Charles Gounods Messe aux Chapelles. Der letzte Strich war noch am Verklingen und man hätte ihn gern gehalten und noch weiter gelauscht.
Kann einem in diesen Zeiten zum Feiern zumute sein? Mit diesen Tönen – ja.
Text: Wth Bilder: Rsn
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