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Grimmels goes Hollywood 2024

„Grimmels goes Hollywood“ stand in der Zeitung, nachdem wir uns entschlossen hatten, die Theaterbühne gegen die Kinoleinwand einzutauschen. Unser erster Film „Der Sommernachtstraum“ war ein großer Erfolg, der große Kino-Saal des Offenburger FORUM-Kinos, der etwa 500 Personen fasst ,war bei der Premiere nahezu ausverkauft , und auch die zweite Veranstaltung war sehr gut besucht. So war eben das Kino zu unserem Medium geworden, nachdem uns die Stadt Offenburg unseren bisherigen Aufführungsort, den Salmen, weggenommen hatte. Daraus ist nach langem Umbau ein Museum geworden. Als nächstes Stück hatten wir uns für dieses Jahr den „kleinen Prinzen“ ausgesucht – ein wunderbar poetisches Werk, das sehr bekannt ist.

Herr Maier, der Chef des Kinos, war ganz begeistert davon, dass wir es letztes Mal geschafft hatten, den großen Saal fast restlos zu füllen. Da dies für ihn ein gutes Geschäft war, war er sofort bereit, uns für das neue Projekt sein Kino zu geben. Vor ein paar Tagen war ich bei ihm, er war unheimlich freundlich, und ich war sehr überrascht, als er uns nach diesem Gespräch anbot, den kleinen Prinzen fünfmal aufzuführen. „Sensationell“ meinten einige und auch ich war ganz glücklich. Das Kino ist eine ganz andere Sache als das Theater. Es fehlt der live-Aspekt, aber dafür können meine Schauspieler auch einmal den Text vergessen, ohne sich zu blamieren. Denn dann wird die Szene eben nocheinmal gefilmt. Szene X, die zweite.

Wir sind nun gerade dabei, die letzten Szenen des Kleinen Prinzen einzuspielen, dann müssen sie noch vertont und geschnitten werden. Ich hoffe, dass es ein sehr schöner Film wird. Denn er vermittelt ja in vielfältigen Bildern einprägsame Wahrheiten, und ich hoffe, dass wir viele Zuschauer bekommen werden und die fünf Veranstaltungen gut besucht werden.

„Man sieht nur mit dem Herzen gut“ – das ist die tiefgehende Botschaft des Stückes und wir haben versucht, diese Wahrheit glaubhaft zu vermitteln.

Wir setzen uns ab von einem Kinderfilm, wir benutzen keine Zeichentrickfilm-Elemente und kitschig anmutende Verkleidungen, sondern wir spielen die einzelnen Szenen in schlichten Kostümen, vor ganz realistischem Hintergrund in Offenburg, in unserer Stadt: Im Kapuzinerkloster, an der Stadtmauer, im Vinzentius-Garten, in der Brandeck-Gaststätte und in der Volksbank. Die Szenen in der Wüste versuchen wir durch Greenscreens zu veranschaulichen und immer wieder sollen symbolische Gesten den Inhalt verdeutlichen. So öffnet der Fuchs das schmiedeeiserne Tor des Vinzentius-Gartens und lässt den kleinen Prinzen symbolisch in eine tiefere Welt eintreten. Und wenn der belehrende Fuchs für den kleinen Prinzen Wasser aus dem Brunnen schöpft und in dessen Hände fließen lässt,  so steckt dahinter die symbolische Aussage, dass er ihm eine tiefere Wahrheit und ein neues Weltverständnis vermittelt

Gesundheitlich geht es mir so einigermaßen, nur das Laufen bereitet mir Schwierigkeiten, ich bin oft unsicher auf den Beinen und schwanke hin und her. Auch bin ich oft sehr sehr müde durch den Einfluss der starken Medikamente. Oft nehme ich mir vor, am Abend noch etwas zu schreiben oder zu tun, und merke dann, dass ich am Schreibtisch sitze und am Einschlafen bin. Und oftmals verliere ich dann die Kontrolle und bin schon ein paar Mal am Schreibtisch eingeschlafen und vom Stuhl gefallen. Aber ich kämpfe gegen meine Krankheit an und versuche aktiv zu bleiben,.

Ich bemühe mich, nicht aufzugeben und weiterhin aktiv zu sein, immer ein Ziel vor Augen zu haben. Es geht zwar alles sehr langsam und ich brauche viel Zeit.  Aber man darf nie aufgeben. Deshalb bin ich auch noch etwas in der Schule tätig. Neben der besagten Theater -AG mache ich noch Aufsicht in der Mediathek einmal in der Woche. Auf diese Weise bleibe ich geistig aktiv und halte auch den Kontakt zur Schule, zu Schülern und Kollegen, aufrecht. Und auch wenn der Film nun fertiggestellt sein wird, denke ich daran, so eine Art kleines Kammertheater ins Leben zu rufen, wobei der Schwerpunkt dann auf der szenischen Gestaltung und auf Spiel und Sprache liegen wird. Außerdem möchte ich die Reihe „Literatur und Musik“, die immer einmal im Jahr im Kreuzgang stattfand und die mit meiner Pensionierung eingestellt worden war, wieder aufleben lassen.

Text & Fotos: Haaser

Theaterpreis für Richard und Rosa!

Das Stück „Richard und Rosa“ der Jungen Theaterakademie Offenburg erhält den Landesamateurtheaterpreis 2023.

Ralf Burgmaier, Badische Zeitung vom 7. Juni 2023

Einer von sieben Landesamateurtheaterpreisen Baden-Württemberg 2023 geht an die Junge Theaterakademie Offenburg für ihr aus einem Offenburger Schicksal entwickeltes Theaterstück „Richard und Rosa“. Das Stück, das auf dem Briefwechsel von Richard Mundinger, Braumeister und Offenburger Nazi der ersten Stunde, und der Volksschullehrerin Rosa Raber aus Mannheim, Tochter einer jüdischen Mutter und eines arischen Vaters, basiert, hatte im September 2021 seine gefeierte Premiere in der Offenburger Reithalle. Mundingers von der Nazi-Ideologie kriminalisierte Liebe zu Rosa Raber hatte ihm die Augen geöffnet und noch während des Krieges auf Distanz zum Nationalsozialismus gehen lassen. „Dem Publikum stockte der Atem“, schrieb BZ-Kritikerin Susanne Kerkovius seinerzeit über die Premiere.

122 Bewerbungen sind eingegangen

122 Bewerbungen sind laut Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst für den Landesamateurtheaterpreis 2023 eingegangen. Bewerben konnten sich alle außerberuflichen Ensembles der darstellenden Kunst in Baden-Württemberg, deren Produktionen zwischen April 2021 und Ende März 2023 Premiere hatten. Die ausgezeichneten Inszenierungen werden in einem Preisträgerfestival in Pforzheim gezeigt. Preisverleihung ist dort am 5. November.

Das Stück „Richard und Rosa“ wurde aus dem überlieferten Briefwechsel der beiden Protagonisten von Paul Barone, Leiter der Theaterakademie und Lehrer am Grimmelshausen-Gymnasium, sowie von Gabi Knittel und den schauspielenden Mitgliedern der Theaterakademie entwickelt. In die Regie teilten sich Barone sowie Patrick Labiche und Stephanie Scherer.

Höhepunkt der zehnjährigen Aufbauarbeit

Paul Barone zeigte sich auf Anfrage glücklich über die Auszeichnung. Der Ansatz, die Stücke der Theaterakademie gemeinsam mit den jugendlichen Schauspielerinnen und Schauspielern zu entwickeln, habe mit „Richard und Rosa“ einen ersten Höhepunkt der in diesem Jahr zehnjährigen Aufbauarbeit der Theaterakademie erreicht. Der Stoff um eine Offenburger Liebe, die die grausame Ideologie ihrer Zeit überwindet, habe ein großes Identifikationspotenzial für die Mitwirkenden und eine Reichweite weit über die Schulgemeinschaft hinaus entwickelt.

 

Text & Bilder: Junge Theaterakademie

https://jungetheaterakademieoffenburg.wordpress.com/2023/06/09/theaterpreis-fur-richard-und-rosa/

Film- und Theaterabend „Vision Demokratie – Wo kann Heimat Freiheit sein?“

Am diesjährigen Filmabend des Projekts »Baukasten Demokratie«, der am 11.5 und 12.5 um 19 Uhr im Salmen stattfindet, präsentieren wir die Filme, die im Jahr der Heimattage 2022 entstanden sind.

Im Mittelpunkt des Abends steht ein Film zur außergewöhnlichen Performance Kultur = Forum. Wo kann Heimat Freiheit sein?, die wir anlässlich 30 Jahre Konversion des Kulturforums mit über 100 Mitwirkenden aller Generationen am 22.5 und 23.5.2022 auf dem Platz der Verfassungsfreunde aufgeführt haben. Diese Filmpräsentation verbinden wir mit einer Live-Performance der neuen Unterstufen-Theater-AG der Jungen Theaterakademie.

Im Film Die Waschbären und ihre Regeln setzt sich die Klasse 3c der Georg-Monsch-Schule auf charmante und witzige Art mit der Frage: »Wie wollen wir gemeinsam leben?« auseinander.

Der Kurzfilm Versunken im Meer des Mülls führt auf experimentelle Weise eine Performance von Jugendlichen zum Thema Plastikmüll fort, die in Kooperation mit der VHS entstanden ist. Der Filmbeitrag Bilder gegen Rassismus präsentiert die Ergebnisse unseres Filmworkshops bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus.

Ein Film, der bei einer Kostümprobe für den Landesfestumzug entstanden ist, würdigt die liebevolle Detailarbeit an den Kostümen für »Vision Freiheit«. Und schließlich geben wir in dem Trailer Aufbruch zur Heldenreise – Wie wir Storys entwickeln einen Einblick in unsere theaterpraktische Arbeitsweise.

Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Anmeldung möglich unter: info@junge-theaterakademie-offenburg.eu (freie Platzwahl).

Nähere Infos auf unserem Flyer.

 

Text & Bilder: Bne, Junge Theaterakademie

Smartphone lässt Gutenberg staunen

Die Junge Theaterakademie Offenburg hat am 6., 7. und 8. Dezember 2018 die Eigenproduktion „Gutenbergs Traum – Die Vernetzung der Welt“, ein Gemeinschaftsprojekt des Theater am Grimmels, der HLSOG und der Stadt Offenburg, im Salmen auf die Bühne gebracht.   Auszüge aus den Presseartikeln:   Badische Zeitung 08.12.2018: Junge Theaterakademie Offenburg führt “Gutenbergs Traum” auf / Stärke des Stücks liegt im Bezug zur Offenburger Geschichte. Buchdrucker Johannes Gutenberg als Zeitreisender in Offenburg – das ist der Stoff, aus dem die Junge Theaterakademie Offenburg ihr diesjähriges Stück „Gutenbergs Traum – Die Vernetzung der Welt“ erarbeitet hat. Am Donnerstagabend war Premiere im – selbstverständlich voll besetzten – Salmen. […] Die Stärke des zweistündigen Theaterabends liegt in seinem klaren Bezug zur Offenburger Geschichte und im großen, spürbar echten Engagement der Akteure. […] Ein ebenso lehrreicher wie unterhaltsamer Theaterabend, bei dem sich wieder einmal die Kooperation mit den Haus- und Landwirtschaftlichen Schulen als Glücksgriff erwiesen hat: Durch die aufwändigen Kostüme ist auch für die jüngsten im Publikum immer sofort klar, in welcher Zeit eine Szene spielt. Das Premierenpublikum war zu Recht begeistert von diesem leidenschaftlichen Theaterabend. Vollständiger Pressebericht von J. Eiland-Jung: http://www.badische-zeitung.de/offenburg/smartphone-laesst-gutenberg-staunen–161535630.html   Offenburger Tageblatt, 08.12.2018: Der Pionier als zweifelnder Geist – Junge Theaterakademie inszenierte “Gutenbergs Traum” Die Plätze wurden knapp bei der Premiere von »Gutenbergs Traum«, den die Junge Theaterakademie des Grimmelshausen-Gymnasiums im Salmen aufführte. Das von Theaterleiter Paul Barone und den mitspielenden Schülern entwickelte Stück war ein Appell an die eigene Verantwortung. Vollständiger Pressebericht von B. Kühne: https://www.bo.de/lokales/offenburg/junge-theaterakademie-inszenierte-gutenbergs-traum   Fotos: P. Barone-Wagener

Grimmels Theater-AG präsentierte Komödie von Grabbe

Im Salmen präsentierte die Theater-AG der Oberstufe des Grimmelshausen-Gymnasiums am 16. und 17. November die Komödie „Scherze, Spaß und tieferer Sinn“ nach Christian Dietrich Grabbe, der ein Zeitgenosse Büchners und Vertreter des realistischen Dramas im 19. Jahrhundert war. Es sei ein Theaterstück mit einem „desillusionierenden, pessimistischen Weltbild als Basis“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Christian Haist, als er den Abend der zweiten Aufführung mit einer Rede initiiert. So muss es wohl auch vom Autor beabsichtigt sein, der die Welt erbarmungslos als „mittelmäßiges Lustspiel“ beschreibt und in den Gegensatz stellt zum klassischen, idyllischen Weltbild seiner Zeit. Trotz allem wird dem Zuschauer schnell klar: Er darf gespannt sein auf einen Abend reich an Sarkasmus, Figuren, die aus ihrer Rolle fallen und alldem voran: Humor. Eingeleitet wird das Stück mit spielerisch melancholischen Klängen des Rondo Veneziano, welche sich kontinuierlich durch die gesamte Vorstellung ziehen werden. Das Publikum blickt auf die reglose Frau Konrad (Ana Marija Dimoska), die, eingewickelt in eine grüne Decke, im Zentrum der Bühne liegt. Langsam erwacht sie und nimmt sich der Zuschauer an, um sie in die zahlreichen Protagonisten des Stücks einzuführen. An Vielfalt mangelt es diesen keineswegs: Von einer feinen Gesellschaft über Liebhaber, Schulmeister und nicht zuletzt den Teufel höchstpersönlich wird eine Bandbreite an Charakteren angeboten, die jedoch im Laufe des Stücks ausnahmslos parodiert werden sollen. Hansjörg Haaser, Leiter der Theater-AG, beschränkt sich in dieser weiteren, sehr gelungenen Inszenierung auf eine schlicht gehaltene Kulisse, was den Figuren genügend Platz gibt, sich zu entfalten. In einer fraglichen Welt dient Parodie hier also als Werkzeug, menschliche Schwäche zu enttarnen und sie gleichzeitig zu legitimieren. Es entwickelt sich Sympathie, nicht nur für die erfolglose Dichterin (Céline Ens) oder den unglücklich Verliebten, sondern auch für die jungen Teufel (Emilija Nikolovska und Magali Héluin), die auf der kalten Erde zum Frieren verdammt sind, da in der Hölle gerade geputzt wird. In diesem Zusammenhang sind auch die Bäuerin Katharina (Olivia Marie Seidt) und ihre vorgeblich hochbegabte Tochter Elke (Rebekka May) zu betrachten, als letztere bei der trinksüchtigen Schulmeisterin (Emilia Herzog) unter Bestechung in Unterricht gegeben wird. Im Zentrum der feinen Gesellschaft steht Liddy (Noémie Bruhier), die Nichte der Gräfin (Nancy Rohrbach), die mit dem geldgierigen Herrn von Wernthal verlobt ist, vom Adligen Freiherrn von Mordax begehrt, doch einzig vom hässlichen Herrn Mollfels (humorvoll von Alexander Rummel) geliebt wird. Letztlich findet das Publikum vier Wissenschaftler vor, die den Untergang der Welt prophezeien und sich deshalb ständig metaphorisch mit einem Stein den Kopf zerbrechen. Diverse Literaturreferenzen, sogenannte Verfremdungseffekte (der Zuschauer wird direkt angesprochen) und zahlreiche Wortspiele runden dieses Szenario gekonnt ab und animieren das Publikum, in all den Scherzen den tieferen Sinn zu suchen, scheinbar zu „suchen, was gar nicht vorhanden ist“. Oder etwa doch? Immerwährend lässt der Autor diesen tieferen Sinn der Dinge anklingen und spinnt damit ein Gedankennetz aus Schicksal, Literatur, Gier und Gedankenlosigkeit sowie vielen anderen Impulsen. Vieles kritisiert er, doch kommt sein Werk zu einem hingebungsvollen Urteil, das für die Menschen plädiert „die Liebe ist´s“. Auch auf visueller Ebene wird der Zuschauer nicht enttäuscht. Die unter der Leitung Silke Herberts, ebenfalls Lehrerin am Grimmels, toll gestalteten Kostüme sowie die Maske unterstützen ausdrucksstark die Aussagekraft der Charaktere. Im Hintergrund wird zudem zu jeder Szene ein passendes Bild projiziert. Neben der Musik wird auch mit einer Stimme aus dem Off gearbeitet. Nach der Pause spitzt sich die Handlung des Stückes zu. So veranstaltet die Schulmeisterin zunächst ein großes Saufgelage, das sich, authentisch gespielt, im Publikum großer Beliebtheit erfreut. Im düsteren Wald erreicht das Geschehen schließlich seinen Höhepunkt. Nachdem das Dorf erfährt, welch abgekartetes Spiel die zwei Freier Wernthal (Maxim-Alexander Thoma) und von Mordax (Publikumsliebling Amelie Börsig) spielen, mobilisiert es alle Mitglieder, um der unglücklichen Liddy aus der Patsche zu helfen. In einem eindrucksvollen Tanz werden die beiden Bösewichte schließlich vertrieben und Liddy heiratet endlich ihren Herrn Mollfels. Der allerletzte Auftritt gebührt dem Dichter selbst („der vermaledeite Grabbe“, gespielt von Benedikt Albert), der mit einer Laterne in der Hand die Bühne betritt, fast so, als bringe er selbst etwas Licht in diese von ihm so ungnädig angesehene Welt.

Text: J. Vaternam

Fotos: J. End

„Orpheus“ im Offenburger Salmen

Grimmels-Schüler begeistern mit ihrem Theater-Stück

Kostüme im Stile der 1920er-Jahre, die öffentliche Meinung als Person sowie ein Publikum, das immer wieder mit einbezogen wurde: Am Wochenende spielte die Theater-AG der Oberstufe des Offenburger Grimmelshausen-Gymnasiums an zwei Abenden im Salmen unter der Leitung von Hansjörg Haaser »Orpheus in der Unterwelt« nach Jacques Offenbach.

»Gib uns ein Beispiel der Moral: Du trauerst um deine Frau«, sagte die öffentliche Meinung – in einem kreativen Kostüm verkörpert von Anna Vitiello. »Nein«, lautete die lapidare Antwort von Orpheus (David Schiebel). Die Lacher des Publikums hatte das Ensemble immer wieder auf seiner Seite. Schiebel trug seinen Teil dazu bei: Der »Grimmels«-Schüler spielte Orpheus mit einer schelmischen Natürlichkeit, die sofort gut ankam.

Zum Inhalt: Orpheus soll seine Frau Eurydike (Jessica Zweier) aus der Unterwelt befreien, obwohl sie eigentlich zerstritten sind und beide Affären haben. In einem parallelen Handlungsstrang, der gegen Ende mit dem ersten zusammengeführt wird, geht es um die Götter des Olymps. Besonders Melina Egg als Venus stach hier heraus. Mit großer Souveränität verkörperte sie nicht nur die Göttin der Liebe, sondern reagierte auch professionell bei kleinen Unsicherheiten anderer.

Venus und den anderen Göttern auf dem Olymp ist langweilig, Jupiter (Tobias Kropp) hat ein Alkoholverbot ausgesprochen und seitdem wird auf dem Olymp nicht mehr gefeiert. Doch zum Glück kommt es auch hier zum Happy End, kurz vor dem Endapplaus wird in der Unterwelt gefeiert – und Eurydike entscheidet sich gegen jede der ihr angebotenen Beziehungen und geht ihren eigenen Weg.

Begleitet wurden die Schauspieler von der Musik Jacques Offenbachs, der »Orpheus in der Unterwelt« als Operette geschrieben hat. Hinzu kamen beeindruckende Kostüme: Lehrerin Silke Herbert hatte sich mit ihrer Idee der 1920er-Jahre etwas Besonderes einfallen lassen. Die Stimmung im Stück wurde zusätzlich mit einer Leinwand im Hintergrund erzeugt, auf der entsprechend dem Ort der Szene Bilder oder Collagen gezeigt wurden. Tänze, die Julia Kircher choreografiert hatte, komplettierten das Gesamtbild.

Wie schon in der Vergangenheit vereinte Hansjörg Haaser in seinem Stück Altes und Neues, inhaltlich wie schauspielerisch. So setzt er inhaltlich einem alten Text eine moderne und schnell reagierende öffentliche Meinung gegenüber, während auf der Ebene der Schauspieler die erfahrenen Oberstufenschüler durch jüngere und unerfahrenere ergänzt wurden, die die Zukunft der AG sichern sollen – denn nach dem Applaus wurden gleich mehrere Mitwirkende der AG verabschiedet. Für Rekordhalterin Melina Egg war es bereits die zehnte »Grimmels«-Produktion.

Text: J. Reinbold

Fotos: J. End

 

Odysseus-Aufführungen im Salmen haben durchweg überzeugt

Themen, die heute noch aktuell sind

Wenn die Schülerinnen und Schüler, die am Wochenende im Salmen die drei Odysseus-Aufführungen der jungen Theaterakademie Offenburg gesehen haben, nie wieder mit dem Thema konfrontiert werden, haben sie dennoch einige der wichtigsten Botschaften des antiken Stoffes mitbekommen. In einer großartigen Gemeinschaftsleistung wurde das Thema aktualisiert und in eindringlichen Bildern auf die Bühne gebracht.

Ernst und Spaß hielten sich dabei die Waage, was dafür sorgte, dass auch die Jüngsten im Publikum von Anfang bis Ende voll bei der Sache blieben. Dass Homers Epos zeitlose Grundfragen thematisiert, die auch nach fast 3000 Jahren noch die Menschen bewegen, war schon nach wenigen Minuten klar: Gibt es eine Rechtfertigung für Krieg? Gibt es eine Pflicht zur Gastfreundschaft gegenüber Fremden? Darf man das bequeme Leben genießen, wenn doch größere Aufgaben anstehen? Odysseus (Leon Herb) wird mehrfach von seinen Gefährten angeklagt, ihr Leben für seine Ziele aufs Spiel zu setzen. Doch hat er eine Wahl, wenn er glaubwürdig bleiben und für das Gute eintreten will? Seine Frau Penelope (Felicia Engert) und sein Sohn Telemachos (Finnegan Melchior) glauben an ihn und widerstehen den Anfeindungen während Odysseus‘ Abwesenheit. Die Freier, die Penelope bedrängen, gehören zur lustigen Abteilung der abwechslungsreichen Inszenierung: David Povkh und Jonas Rieder kommen als eingebildete Macker von heute daher. Ebenso komisch die Darstellung der Laistrygonen. Sie kommen als tumbe, aber gefährliche Kraftprotze daher, bei denen wohl die Menschenfresser aus Roald Dahls “Sophiechen und der Riese” Pate gestanden haben. Sehr überzeugend aber auch die ernsten Rollen, Onisha Wilsi unter anderem als Circe, Paula Neckermann als Nausikaa.

Die Regie (Paul Barone, Nina und Patrick Labiche, Sebastian Scheringer) hat auch bei anderen Figuren glaubwürdige und bildstarke Umsetzungen gefunden. So erscheint der Zyklop Polyphem als Fabelwesen, das von mehreren Schauspielern verkörpert wird, einer davon als Auge. Die Welt der Götter erscheint oft entrückt hinter einem je nach Beleuchtung durchsichtigen oder undurchsichtigen Gazevorhang. Auch Ortswechsel werden so umgesetzt, für Orientierung sorgt Hestia (Magdalena Hess), die auch als Erzählerin fungiert. Das Schiff, auf dem Odysseus und seine Gefährten unterwegs sind, ist ein Podest im Mittelgang des Raums, das Szenen in Opposition zur Bühne erlaubt. Starke Bilder, die durch die Musik (Komposition und Leitung Gerhard Möhringer-Groß) noch eindringlicher werden. Der Soundtrack besteht nicht aus Nummern, sondern ist ganz mit der Handlung verwoben und umso wirksamer.

Dass die Jugendlichen sich intensiv mit dem Stoff beschäftigt haben, wird an vielen Stellen deutlich. In Zeiten, in denen Flüchtlinge ihr Leben auf dem Meer riskieren und sich immer wieder die Frage nach Identität und Heimat stellen müssen, ist der umherirrende Odysseus ein Symbol für die existentiellen Ängste und Bedürfnisse des Menschen. Aus den Familiengeschichten der Mitwirkenden fließen moderne Erfahrungen ein: von der Flucht aus der DDR, vom Jugoslawien-Krieg und aus der Flüchtlingsarbeit in Offenburg.

Eine durchdachte Inszenierung, die sehr stimmig mit vielen choreografischen Elementen arbeitet. Der Riesenapplaus für alle Beteiligten war hochverdient.


Text: J. Eiland-Jung – Badische Zeitung, 04. Dezember 2017

 

Fotos: P. Barone-Wagener

 

Theaterakademie stellt bei “Odysseus” aktuellen Bezug her

Fantasiereich inszeniert und mit deutlichen Verweisen in die heutige Zeit brachte die Junge Theaterakademie Offenburg zusammen mit dem Theater am »Grimmels« und den Hauswirtschaftlichen Schulen Offenburg eine unvergängliche Geschichte auf die Bühne: die Irrfahrten des Odysseus.

Es ist der zweite Teil des ältesten Opus der Welt, die Heimreise des listenreichen Odysseus nach dem gewonnenen Trojanischen Krieg. Der Weg ist nicht wirklich weit, aber dem kecken Odysseus unterläuft ein verhängnisvoller Fehler, nachdem er mit seinem Erfindungsreichtum einmal mehr sich und die Gefährten retten konnte: Statt bei dem praktischen Alias »Niemand« zu bleiben, nennt er dem geblendeten Zyklopen Polyphem seinen richtigen Namen, der ihm prompt seinen Vater Poseidon auf den Hals hetzt. Keine gute Idee, sich den Zorn des Meeresgottes zuzuziehen, wenn man über eben dieses Meer reisen muss, um die geliebte Heimat wiederzusehen…

Schon in der Polyphem-Episode zeigte sich der ganze Einfallsreichtum des Regieteams Paul Barone, Nina Labiche, Patrick Labiche und Sebastian Scheringer exemplarisch. Sehr pfiffig wird aus dem Riesen, der naturgemäß nur sehr schwierig einigermaßen realistisch auf der Bühne darzustellen ist, ein Wesen, das nicht in die Höhe, aber quasi »in die Masse« geht: Ein vielköpfiges, -armiges und -beiniges Monster-Menschenbündel von überaus dickfelligem Gemüt.

Auge mit Eigenleben

»Uuups, isser tot?«, fragt sich das Wesen, nachdem es einen Unglücksraben zermalmt hat, und freut sich gleich darauf: »Am besten schmeckt mir eh griechisch.« Das Zyklopenauge hat gar ein Eigenleben und hüpft als fast nur aus Auge bestehendes Zwerglein herum. Ähnlich plakativ überzogen dargestellt sind die mörderischen Lästrygonen, die als tumbe Deppen-Armee beim Steine schleppen eine tolle pantomimische Leistung abliefern.

Odysseus, dazu verflucht, fremd und schutzlos auf dem Meer zu treiben, »ein Flüchtling ohne Heimat«, erlebt eine Höllenfahrt. Und wenn das Schauspiel immer wieder Texte einflicht, die das Schicksal flüchtender Menschen in heutiger Zeit behandeln, dann gleichen sich die Bilder oft erschreckend.

Mit Steinen beworfen

So wird die Flucht einer Sechzehnjährigen im Bosnienkrieg beschrieben – auch sie und ihre Familie wurden von den Feinden mit Steinen beworfen. Daneben stehen sehnsüchtige Passagen, die »Heimat« einerseits verklären, andererseits aber als Ort definieren, der weniger von einem Platz auf der Erdkugel als von Menschen bestimmt wird.

Abgerundet wird das tolle Spiel von Kostümen und Kulissen der Hauswirtschaftlichen Schulen und vor allem von der Musik, die Gerhard Möhringer-Groß eigens für dieses Theaterprojekt komponiert hat. Einmal mehr ist der Jungen Theaterakademie und ihren Kooperationspartnern ein Meilenstein gelungen – was ganz offensichtlich nicht verborgen blieb. Der Salmen war zum Platzen gefüllt mit einem restlos begeisterten Publikum.

Die Darsteller

Leon Herb (Odysseus), Felicia Engert (Penelope), Finnegan Melchior (Telemachos), Magdalena Heß (Hestia), David Povkh (Poseidon), Jonas Rieder (Hermes), Onisha Wilsi (Circe), Farin Moghimi (Calypso), Aaron Werner (Eurylochos), Jonas Kiefer (Damianos), Falk Endlich (Hippokratis), Andreas Hansmann (Agenor), Dominique Bergen (Kimon), Simon Frädrich (Eumaios), Emil Heß (Jaron), Felix Fischer (Elpenor), Sabrina Fritsch (Eurykleia), Lara Britsch (Melantho), Undine ­Gloski (Arete), Paula Neckermann (Nausikaa), Sidney Kiefer, Mariya Manashirova, Jenny Sauer und Antonia Warth (Nausikaas Freundinnen), Lili Albrecht, Emelie Kalkoff, Lara Neckermann und Julia Sanner (Chor der Elemente), Liliana Herb (Chor der Monster) und Hejaz Nadri (Sprecher Voice Over).

Text: R. Heilig – Mittelbadische Presse, 07. Dezember 2017

 

Shakespeares berühmtes Liebesdrama in zeitgemäßer Form

Die Theater-AG des Grimmelshausen-Gymnasiums entführt das Publikum mit einer modernen Fassung von Shakespeares „Romeo und Julia“ in das Verona von heute.

„Haut ab, elende Beggars!“ „Haut ab, elende Lords!“ beginnt das Theaterstück „Romeo und Julia heute“ und zieht die Zuschauer sofort in ihren Bann. Die Theater-AG des Grimmelshausen-Gymnasiums brachte diese modernisierte Fassung nach dem Original von William Shakespeare am vergangenen Wochenende gleich zwei Mal vor gut gefülltem Saal erfolgreich auf die Salmen-Bühne.

Das selbstverfasste Theaterstück von Regisseur Hansjörg Haaser orientiert sich in seiner Handlung stark an der ursprünglichen Tragödie von Shakespeare. Die Dialoge finden nicht mehr in Versen statt, sondern sind Worten der heutigen Jugendsprache gewichen. Diese findet sich auch im eingespielten Rap wieder, welcher die Gang der Beggars charakterisiert.

Die heruntergekommenen Beggars sind mit den vornehmen, eingebildeten Lords verfeindet, zu unterscheiden anhand der für die soziale Schicht charakteristischen Kleidung. Diese gesellschaftlichen Spannungen prägen das Leben aller Einwohner von Verona. Vor diesem Hintergrund begegnen sich Romeo (humorvoll gespielt von Alexander Rummel) und Julia (bezaubernd verkörpert von Amelie Börsig) auf einer Party und verlieben sich. Ihr Glück wäre perfekt, wäre da nicht der Bandenkrieg und Julias Mutter (sehr überzeugend dargestellt von Lisa Intlekofer), welche eine Ehe zwischen Julia und dem wohlhabenden Paris arrangieren möchte. Der nächste Streit der beiden Gangs soll die Situation des jungen Paars noch verkomplizieren. Romeo ersticht Tybalt, Julias Cousin, und wird daraufhin aus Verona verbannt. Aus Verzweiflung und Angst vor einer Ehe mit Paris schmiedet Julia mit ihren Freundinnen einen Plan, der durch Schicksal, Zufall und Missverständnis das bekannte tragische Ende der Liebesgeschichte herbeiführt.

Vor dem Hintergrund der tragischen Liebesgeschichte hat sich Haaser für eine schlichte Kulisse entschieden. Im Mittelpunkt des Bühnenbilds steht eine Leinwand, auf die zur Situation passende Bilder projiziert werden. Diese verdeutlichen einerseits die Gegensätzlichkeit der zwei Jugendbanden, indem je nach Gruppe eine saubere oder eine verschmutzte Hausfassade erscheint, und andererseits den Konflikt des Liebespaars zwischen Liebe und dem vorherrschenden Status Quo ihres Umfelds. Hier symbolisiert ein strahlender Sonnenaufgang das Liebesglück des jungen Paars, welcher sofort einem Gefängnisgitter weicht, sobald die bittere Realität, z.B. in Form von Julias Mutter, die Verliebten wieder einholt.

Die Theatergruppe schafft es während der rund zweieinhalbstündigen Aufführung, die Zuschauer zum Lachen und Schmunzeln zu bringen. Doch auch der Ernst des tragischen Endes wird vermittelt. Bei der Versöhnung beider Banden über den Toten bleibt beim Gesang von „Somewhere“ (bekannt aus der West Side Story) kein Auge trocken.

Zum Schluss konnten noch zwei Schauspieler geehrt werden: Tobias Kropp für seine Mitwirkung in acht und Melina Egg für ihre Mitwirkung in neun Theaterstücken. Die beiden konnten damit den bisherigen „Grimmels-Rekord“ erreichen und übertrumpfen.

Text: A. Fischer

Fotos: W. Harter