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Grimmels Theater-AG präsentierte Komödie von Grabbe

Im Salmen präsentierte die Theater-AG der Oberstufe des Grimmelshausen-Gymnasiums am 16. und 17. November die Komödie „Scherze, Spaß und tieferer Sinn“ nach Christian Dietrich Grabbe, der ein Zeitgenosse Büchners und Vertreter des realistischen Dramas im 19. Jahrhundert war. Es sei ein Theaterstück mit einem „desillusionierenden, pessimistischen Weltbild als Basis“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Christian Haist, als er den Abend der zweiten Aufführung mit einer Rede initiiert. So muss es wohl auch vom Autor beabsichtigt sein, der die Welt erbarmungslos als „mittelmäßiges Lustspiel“ beschreibt und in den Gegensatz stellt zum klassischen, idyllischen Weltbild seiner Zeit. Trotz allem wird dem Zuschauer schnell klar: Er darf gespannt sein auf einen Abend reich an Sarkasmus, Figuren, die aus ihrer Rolle fallen und alldem voran: Humor. Eingeleitet wird das Stück mit spielerisch melancholischen Klängen des Rondo Veneziano, welche sich kontinuierlich durch die gesamte Vorstellung ziehen werden. Das Publikum blickt auf die reglose Frau Konrad (Ana Marija Dimoska), die, eingewickelt in eine grüne Decke, im Zentrum der Bühne liegt. Langsam erwacht sie und nimmt sich der Zuschauer an, um sie in die zahlreichen Protagonisten des Stücks einzuführen. An Vielfalt mangelt es diesen keineswegs: Von einer feinen Gesellschaft über Liebhaber, Schulmeister und nicht zuletzt den Teufel höchstpersönlich wird eine Bandbreite an Charakteren angeboten, die jedoch im Laufe des Stücks ausnahmslos parodiert werden sollen. Hansjörg Haaser, Leiter der Theater-AG, beschränkt sich in dieser weiteren, sehr gelungenen Inszenierung auf eine schlicht gehaltene Kulisse, was den Figuren genügend Platz gibt, sich zu entfalten. In einer fraglichen Welt dient Parodie hier also als Werkzeug, menschliche Schwäche zu enttarnen und sie gleichzeitig zu legitimieren. Es entwickelt sich Sympathie, nicht nur für die erfolglose Dichterin (Céline Ens) oder den unglücklich Verliebten, sondern auch für die jungen Teufel (Emilija Nikolovska und Magali Héluin), die auf der kalten Erde zum Frieren verdammt sind, da in der Hölle gerade geputzt wird. In diesem Zusammenhang sind auch die Bäuerin Katharina (Olivia Marie Seidt) und ihre vorgeblich hochbegabte Tochter Elke (Rebekka May) zu betrachten, als letztere bei der trinksüchtigen Schulmeisterin (Emilia Herzog) unter Bestechung in Unterricht gegeben wird. Im Zentrum der feinen Gesellschaft steht Liddy (Noémie Bruhier), die Nichte der Gräfin (Nancy Rohrbach), die mit dem geldgierigen Herrn von Wernthal verlobt ist, vom Adligen Freiherrn von Mordax begehrt, doch einzig vom hässlichen Herrn Mollfels (humorvoll von Alexander Rummel) geliebt wird. Letztlich findet das Publikum vier Wissenschaftler vor, die den Untergang der Welt prophezeien und sich deshalb ständig metaphorisch mit einem Stein den Kopf zerbrechen. Diverse Literaturreferenzen, sogenannte Verfremdungseffekte (der Zuschauer wird direkt angesprochen) und zahlreiche Wortspiele runden dieses Szenario gekonnt ab und animieren das Publikum, in all den Scherzen den tieferen Sinn zu suchen, scheinbar zu „suchen, was gar nicht vorhanden ist“. Oder etwa doch? Immerwährend lässt der Autor diesen tieferen Sinn der Dinge anklingen und spinnt damit ein Gedankennetz aus Schicksal, Literatur, Gier und Gedankenlosigkeit sowie vielen anderen Impulsen. Vieles kritisiert er, doch kommt sein Werk zu einem hingebungsvollen Urteil, das für die Menschen plädiert „die Liebe ist´s“. Auch auf visueller Ebene wird der Zuschauer nicht enttäuscht. Die unter der Leitung Silke Herberts, ebenfalls Lehrerin am Grimmels, toll gestalteten Kostüme sowie die Maske unterstützen ausdrucksstark die Aussagekraft der Charaktere. Im Hintergrund wird zudem zu jeder Szene ein passendes Bild projiziert. Neben der Musik wird auch mit einer Stimme aus dem Off gearbeitet. Nach der Pause spitzt sich die Handlung des Stückes zu. So veranstaltet die Schulmeisterin zunächst ein großes Saufgelage, das sich, authentisch gespielt, im Publikum großer Beliebtheit erfreut. Im düsteren Wald erreicht das Geschehen schließlich seinen Höhepunkt. Nachdem das Dorf erfährt, welch abgekartetes Spiel die zwei Freier Wernthal (Maxim-Alexander Thoma) und von Mordax (Publikumsliebling Amelie Börsig) spielen, mobilisiert es alle Mitglieder, um der unglücklichen Liddy aus der Patsche zu helfen. In einem eindrucksvollen Tanz werden die beiden Bösewichte schließlich vertrieben und Liddy heiratet endlich ihren Herrn Mollfels. Der allerletzte Auftritt gebührt dem Dichter selbst („der vermaledeite Grabbe“, gespielt von Benedikt Albert), der mit einer Laterne in der Hand die Bühne betritt, fast so, als bringe er selbst etwas Licht in diese von ihm so ungnädig angesehene Welt.

Text: J. Vaternam

Fotos: J. End

„Orpheus“ im Offenburger Salmen

Grimmels-Schüler begeistern mit ihrem Theater-Stück

Kostüme im Stile der 1920er-Jahre, die öffentliche Meinung als Person sowie ein Publikum, das immer wieder mit einbezogen wurde: Am Wochenende spielte die Theater-AG der Oberstufe des Offenburger Grimmelshausen-Gymnasiums an zwei Abenden im Salmen unter der Leitung von Hansjörg Haaser »Orpheus in der Unterwelt« nach Jacques Offenbach.

»Gib uns ein Beispiel der Moral: Du trauerst um deine Frau«, sagte die öffentliche Meinung – in einem kreativen Kostüm verkörpert von Anna Vitiello. »Nein«, lautete die lapidare Antwort von Orpheus (David Schiebel). Die Lacher des Publikums hatte das Ensemble immer wieder auf seiner Seite. Schiebel trug seinen Teil dazu bei: Der »Grimmels«-Schüler spielte Orpheus mit einer schelmischen Natürlichkeit, die sofort gut ankam.

Zum Inhalt: Orpheus soll seine Frau Eurydike (Jessica Zweier) aus der Unterwelt befreien, obwohl sie eigentlich zerstritten sind und beide Affären haben. In einem parallelen Handlungsstrang, der gegen Ende mit dem ersten zusammengeführt wird, geht es um die Götter des Olymps. Besonders Melina Egg als Venus stach hier heraus. Mit großer Souveränität verkörperte sie nicht nur die Göttin der Liebe, sondern reagierte auch professionell bei kleinen Unsicherheiten anderer.

Venus und den anderen Göttern auf dem Olymp ist langweilig, Jupiter (Tobias Kropp) hat ein Alkoholverbot ausgesprochen und seitdem wird auf dem Olymp nicht mehr gefeiert. Doch zum Glück kommt es auch hier zum Happy End, kurz vor dem Endapplaus wird in der Unterwelt gefeiert – und Eurydike entscheidet sich gegen jede der ihr angebotenen Beziehungen und geht ihren eigenen Weg.

Begleitet wurden die Schauspieler von der Musik Jacques Offenbachs, der »Orpheus in der Unterwelt« als Operette geschrieben hat. Hinzu kamen beeindruckende Kostüme: Lehrerin Silke Herbert hatte sich mit ihrer Idee der 1920er-Jahre etwas Besonderes einfallen lassen. Die Stimmung im Stück wurde zusätzlich mit einer Leinwand im Hintergrund erzeugt, auf der entsprechend dem Ort der Szene Bilder oder Collagen gezeigt wurden. Tänze, die Julia Kircher choreografiert hatte, komplettierten das Gesamtbild.

Wie schon in der Vergangenheit vereinte Hansjörg Haaser in seinem Stück Altes und Neues, inhaltlich wie schauspielerisch. So setzt er inhaltlich einem alten Text eine moderne und schnell reagierende öffentliche Meinung gegenüber, während auf der Ebene der Schauspieler die erfahrenen Oberstufenschüler durch jüngere und unerfahrenere ergänzt wurden, die die Zukunft der AG sichern sollen – denn nach dem Applaus wurden gleich mehrere Mitwirkende der AG verabschiedet. Für Rekordhalterin Melina Egg war es bereits die zehnte »Grimmels«-Produktion.

Text: J. Reinbold

Fotos: J. End

 

Odysseus-Aufführungen im Salmen haben durchweg überzeugt

Themen, die heute noch aktuell sind

Wenn die Schülerinnen und Schüler, die am Wochenende im Salmen die drei Odysseus-Aufführungen der jungen Theaterakademie Offenburg gesehen haben, nie wieder mit dem Thema konfrontiert werden, haben sie dennoch einige der wichtigsten Botschaften des antiken Stoffes mitbekommen. In einer großartigen Gemeinschaftsleistung wurde das Thema aktualisiert und in eindringlichen Bildern auf die Bühne gebracht.

Ernst und Spaß hielten sich dabei die Waage, was dafür sorgte, dass auch die Jüngsten im Publikum von Anfang bis Ende voll bei der Sache blieben. Dass Homers Epos zeitlose Grundfragen thematisiert, die auch nach fast 3000 Jahren noch die Menschen bewegen, war schon nach wenigen Minuten klar: Gibt es eine Rechtfertigung für Krieg? Gibt es eine Pflicht zur Gastfreundschaft gegenüber Fremden? Darf man das bequeme Leben genießen, wenn doch größere Aufgaben anstehen? Odysseus (Leon Herb) wird mehrfach von seinen Gefährten angeklagt, ihr Leben für seine Ziele aufs Spiel zu setzen. Doch hat er eine Wahl, wenn er glaubwürdig bleiben und für das Gute eintreten will? Seine Frau Penelope (Felicia Engert) und sein Sohn Telemachos (Finnegan Melchior) glauben an ihn und widerstehen den Anfeindungen während Odysseus‘ Abwesenheit. Die Freier, die Penelope bedrängen, gehören zur lustigen Abteilung der abwechslungsreichen Inszenierung: David Povkh und Jonas Rieder kommen als eingebildete Macker von heute daher. Ebenso komisch die Darstellung der Laistrygonen. Sie kommen als tumbe, aber gefährliche Kraftprotze daher, bei denen wohl die Menschenfresser aus Roald Dahls “Sophiechen und der Riese” Pate gestanden haben. Sehr überzeugend aber auch die ernsten Rollen, Onisha Wilsi unter anderem als Circe, Paula Neckermann als Nausikaa.

Die Regie (Paul Barone, Nina und Patrick Labiche, Sebastian Scheringer) hat auch bei anderen Figuren glaubwürdige und bildstarke Umsetzungen gefunden. So erscheint der Zyklop Polyphem als Fabelwesen, das von mehreren Schauspielern verkörpert wird, einer davon als Auge. Die Welt der Götter erscheint oft entrückt hinter einem je nach Beleuchtung durchsichtigen oder undurchsichtigen Gazevorhang. Auch Ortswechsel werden so umgesetzt, für Orientierung sorgt Hestia (Magdalena Hess), die auch als Erzählerin fungiert. Das Schiff, auf dem Odysseus und seine Gefährten unterwegs sind, ist ein Podest im Mittelgang des Raums, das Szenen in Opposition zur Bühne erlaubt. Starke Bilder, die durch die Musik (Komposition und Leitung Gerhard Möhringer-Groß) noch eindringlicher werden. Der Soundtrack besteht nicht aus Nummern, sondern ist ganz mit der Handlung verwoben und umso wirksamer.

Dass die Jugendlichen sich intensiv mit dem Stoff beschäftigt haben, wird an vielen Stellen deutlich. In Zeiten, in denen Flüchtlinge ihr Leben auf dem Meer riskieren und sich immer wieder die Frage nach Identität und Heimat stellen müssen, ist der umherirrende Odysseus ein Symbol für die existentiellen Ängste und Bedürfnisse des Menschen. Aus den Familiengeschichten der Mitwirkenden fließen moderne Erfahrungen ein: von der Flucht aus der DDR, vom Jugoslawien-Krieg und aus der Flüchtlingsarbeit in Offenburg.

Eine durchdachte Inszenierung, die sehr stimmig mit vielen choreografischen Elementen arbeitet. Der Riesenapplaus für alle Beteiligten war hochverdient.


Text: J. Eiland-Jung – Badische Zeitung, 04. Dezember 2017

 

Fotos: P. Barone-Wagener

 

Theaterakademie stellt bei “Odysseus” aktuellen Bezug her

Fantasiereich inszeniert und mit deutlichen Verweisen in die heutige Zeit brachte die Junge Theaterakademie Offenburg zusammen mit dem Theater am »Grimmels« und den Hauswirtschaftlichen Schulen Offenburg eine unvergängliche Geschichte auf die Bühne: die Irrfahrten des Odysseus.

Es ist der zweite Teil des ältesten Opus der Welt, die Heimreise des listenreichen Odysseus nach dem gewonnenen Trojanischen Krieg. Der Weg ist nicht wirklich weit, aber dem kecken Odysseus unterläuft ein verhängnisvoller Fehler, nachdem er mit seinem Erfindungsreichtum einmal mehr sich und die Gefährten retten konnte: Statt bei dem praktischen Alias »Niemand« zu bleiben, nennt er dem geblendeten Zyklopen Polyphem seinen richtigen Namen, der ihm prompt seinen Vater Poseidon auf den Hals hetzt. Keine gute Idee, sich den Zorn des Meeresgottes zuzuziehen, wenn man über eben dieses Meer reisen muss, um die geliebte Heimat wiederzusehen…

Schon in der Polyphem-Episode zeigte sich der ganze Einfallsreichtum des Regieteams Paul Barone, Nina Labiche, Patrick Labiche und Sebastian Scheringer exemplarisch. Sehr pfiffig wird aus dem Riesen, der naturgemäß nur sehr schwierig einigermaßen realistisch auf der Bühne darzustellen ist, ein Wesen, das nicht in die Höhe, aber quasi »in die Masse« geht: Ein vielköpfiges, -armiges und -beiniges Monster-Menschenbündel von überaus dickfelligem Gemüt.

Auge mit Eigenleben

»Uuups, isser tot?«, fragt sich das Wesen, nachdem es einen Unglücksraben zermalmt hat, und freut sich gleich darauf: »Am besten schmeckt mir eh griechisch.« Das Zyklopenauge hat gar ein Eigenleben und hüpft als fast nur aus Auge bestehendes Zwerglein herum. Ähnlich plakativ überzogen dargestellt sind die mörderischen Lästrygonen, die als tumbe Deppen-Armee beim Steine schleppen eine tolle pantomimische Leistung abliefern.

Odysseus, dazu verflucht, fremd und schutzlos auf dem Meer zu treiben, »ein Flüchtling ohne Heimat«, erlebt eine Höllenfahrt. Und wenn das Schauspiel immer wieder Texte einflicht, die das Schicksal flüchtender Menschen in heutiger Zeit behandeln, dann gleichen sich die Bilder oft erschreckend.

Mit Steinen beworfen

So wird die Flucht einer Sechzehnjährigen im Bosnienkrieg beschrieben – auch sie und ihre Familie wurden von den Feinden mit Steinen beworfen. Daneben stehen sehnsüchtige Passagen, die »Heimat« einerseits verklären, andererseits aber als Ort definieren, der weniger von einem Platz auf der Erdkugel als von Menschen bestimmt wird.

Abgerundet wird das tolle Spiel von Kostümen und Kulissen der Hauswirtschaftlichen Schulen und vor allem von der Musik, die Gerhard Möhringer-Groß eigens für dieses Theaterprojekt komponiert hat. Einmal mehr ist der Jungen Theaterakademie und ihren Kooperationspartnern ein Meilenstein gelungen – was ganz offensichtlich nicht verborgen blieb. Der Salmen war zum Platzen gefüllt mit einem restlos begeisterten Publikum.

Die Darsteller

Leon Herb (Odysseus), Felicia Engert (Penelope), Finnegan Melchior (Telemachos), Magdalena Heß (Hestia), David Povkh (Poseidon), Jonas Rieder (Hermes), Onisha Wilsi (Circe), Farin Moghimi (Calypso), Aaron Werner (Eurylochos), Jonas Kiefer (Damianos), Falk Endlich (Hippokratis), Andreas Hansmann (Agenor), Dominique Bergen (Kimon), Simon Frädrich (Eumaios), Emil Heß (Jaron), Felix Fischer (Elpenor), Sabrina Fritsch (Eurykleia), Lara Britsch (Melantho), Undine ­Gloski (Arete), Paula Neckermann (Nausikaa), Sidney Kiefer, Mariya Manashirova, Jenny Sauer und Antonia Warth (Nausikaas Freundinnen), Lili Albrecht, Emelie Kalkoff, Lara Neckermann und Julia Sanner (Chor der Elemente), Liliana Herb (Chor der Monster) und Hejaz Nadri (Sprecher Voice Over).

Text: R. Heilig – Mittelbadische Presse, 07. Dezember 2017

 

Shakespeares berühmtes Liebesdrama in zeitgemäßer Form

Die Theater-AG des Grimmelshausen-Gymnasiums entführt das Publikum mit einer modernen Fassung von Shakespeares „Romeo und Julia“ in das Verona von heute.

„Haut ab, elende Beggars!“ „Haut ab, elende Lords!“ beginnt das Theaterstück „Romeo und Julia heute“ und zieht die Zuschauer sofort in ihren Bann. Die Theater-AG des Grimmelshausen-Gymnasiums brachte diese modernisierte Fassung nach dem Original von William Shakespeare am vergangenen Wochenende gleich zwei Mal vor gut gefülltem Saal erfolgreich auf die Salmen-Bühne.

Das selbstverfasste Theaterstück von Regisseur Hansjörg Haaser orientiert sich in seiner Handlung stark an der ursprünglichen Tragödie von Shakespeare. Die Dialoge finden nicht mehr in Versen statt, sondern sind Worten der heutigen Jugendsprache gewichen. Diese findet sich auch im eingespielten Rap wieder, welcher die Gang der Beggars charakterisiert.

Die heruntergekommenen Beggars sind mit den vornehmen, eingebildeten Lords verfeindet, zu unterscheiden anhand der für die soziale Schicht charakteristischen Kleidung. Diese gesellschaftlichen Spannungen prägen das Leben aller Einwohner von Verona. Vor diesem Hintergrund begegnen sich Romeo (humorvoll gespielt von Alexander Rummel) und Julia (bezaubernd verkörpert von Amelie Börsig) auf einer Party und verlieben sich. Ihr Glück wäre perfekt, wäre da nicht der Bandenkrieg und Julias Mutter (sehr überzeugend dargestellt von Lisa Intlekofer), welche eine Ehe zwischen Julia und dem wohlhabenden Paris arrangieren möchte. Der nächste Streit der beiden Gangs soll die Situation des jungen Paars noch verkomplizieren. Romeo ersticht Tybalt, Julias Cousin, und wird daraufhin aus Verona verbannt. Aus Verzweiflung und Angst vor einer Ehe mit Paris schmiedet Julia mit ihren Freundinnen einen Plan, der durch Schicksal, Zufall und Missverständnis das bekannte tragische Ende der Liebesgeschichte herbeiführt.

Vor dem Hintergrund der tragischen Liebesgeschichte hat sich Haaser für eine schlichte Kulisse entschieden. Im Mittelpunkt des Bühnenbilds steht eine Leinwand, auf die zur Situation passende Bilder projiziert werden. Diese verdeutlichen einerseits die Gegensätzlichkeit der zwei Jugendbanden, indem je nach Gruppe eine saubere oder eine verschmutzte Hausfassade erscheint, und andererseits den Konflikt des Liebespaars zwischen Liebe und dem vorherrschenden Status Quo ihres Umfelds. Hier symbolisiert ein strahlender Sonnenaufgang das Liebesglück des jungen Paars, welcher sofort einem Gefängnisgitter weicht, sobald die bittere Realität, z.B. in Form von Julias Mutter, die Verliebten wieder einholt.

Die Theatergruppe schafft es während der rund zweieinhalbstündigen Aufführung, die Zuschauer zum Lachen und Schmunzeln zu bringen. Doch auch der Ernst des tragischen Endes wird vermittelt. Bei der Versöhnung beider Banden über den Toten bleibt beim Gesang von „Somewhere“ (bekannt aus der West Side Story) kein Auge trocken.

Zum Schluss konnten noch zwei Schauspieler geehrt werden: Tobias Kropp für seine Mitwirkung in acht und Melina Egg für ihre Mitwirkung in neun Theaterstücken. Die beiden konnten damit den bisherigen „Grimmels-Rekord“ erreichen und übertrumpfen.

Text: A. Fischer

Fotos: W. Harter

“Romeo und Julia heute” – nach Shakespeare

Am 17. und 18. November bringt die Mittelstufen- und Oberstufen-Theater-AG des Grimmels ihr neues Stück “Romeo und Julia heute” zur Aufführung. Die Theaterabende beginnen jeweils um 19 Uhr im Salmen.

 

 

 

Grimmels Theater-AG spielt modernisierten Shakespeare

 

Es gilt als das schönste Liebesdrama der Weltliteratur: Shakespeares »Romeo und Julia« – ein Stück, das zum Inbegriff geworden ist für die ganze Welt der Liebe und der Verliebten. Die Theater-AG des Grimmelshausen-Gymnasiums hat den Inhalt des Dramas verändert und (auch sprachlich) modernisiert. Zwar folgt die Handlung weitgehend den Vorgaben Shakespeares, aber aus dem Streit zweier angesehener Adelsfamilien ist der Konflikt zweier rivalisierender Jugendbanden geworden. Die vornehmen, eingebildeten Lords sind mit den verarmten, einfachen Beggars verfeindet. Beide Gruppen lehnen die Lebensform, Kleidung und Sprache der jeweils anderen ab. Tiefe Verachtung und Ausgrenzung bestimmt ihr Verhalten. Eines der Mädchen, das zu den Lords gehört, ist Julia. Sie stammt aus der noblen Familie Capulet. Auf einer Party lernt sie Romeo kennen, der zu den Beggars gehört.

 

Dieses Fest wird zum Schicksal für die beiden jungen Leute. Denn beide verlieben sich, obwohl sie um die tragische Situation ihrer Liebe wissen. Denn der unversöhnliche Hass beider Gangs trennt sie. Doch ihr tiefes Gefühl überwindet alle Hindernisse, sie schwören sich in einer fiktiven Hochzeitsszene ewige Treue. Als aber Romeo im Streit Tybalt, den Cousin Julias, tötet, wird er aus Verona verbannt. Nach der berühmten Szene des Abschieds von Julia (»Es war die Nachtigall und nicht die Lerche«) muss Romeo aus der Stadt fliehen. Die List, die beide dennoch zusammenbringen soll, scheitert durch Schicksal, Zufall und Missverständnis und führt zum tragischen Tod der Liebenden. Aber ihr Tod ist nicht ohne Wirkung: Die zerstrittenen jungen Leute sehen ihr falsches Verhalten ein und reichen sich über den toten Freunden die Hand zur Versöhnung.

 

Shakespeares Drama und auch diese Adaption ist auf dieses Ende, auf die Versöhnung hin angelegt. Die Liebenden vollenden durch ihren Tod die Welt, ihr Liebestod bringt den Sieg der Liebe über den Hass, er hat eine neue Dimension des Lebens in dieser Welt eröffnet. Die Feindschaft der Gruppen wird durch das Schicksal der beiden Einzelnen überwunden.

 

Schon seit Monaten sind die Mitglieder der Theater-AG, Schülerinnen und Schüler der Klassen 8-12, eifrig dabei, das Stück unter der Regie von Hansjörg Haaser einzustudieren. Unterstützt wurden sie dabei wie immer von Julia Kircher (Ballettstudio, Tanzschule Wegel), welche die Theater-AG der Schule schon seit Jahren begleitet und wie schon oft erneut eine professionelle Choreographie auf die Bühne gezaubert hat. Für die passenden Kostüme und Requisiten sorgte mit ganz großer Liebe und Sorgfalt Silke Herbert.

 

Die Aufführungen finden am Freitag, 17. und Samstag, 18. November im Salmen statt, jeweils um 19.00 Uhr. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten. Weitere Informationen auf der Theaterhomepage www.tabularium-og.de

 

 

Text und Fotos: H. Haaser

 

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